Sprache des Mittelalters

Begonnen von Delagur, November 24, 2005, 23:42:47 NACHMITTAGS

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Delagur

Was mich brennend interessiert.
Wie hat man im Mittelalter gesprochen??
Hat jmd dazu Informationen für mich. Ich möchte nämlich mehr mittelalterliche Atmosphäre, durch die Sprache ins Spiel bringen und da wir alle recht frisch im Gebiet des Roleplay sind ist die Sprache doch ungemein eine Bereicherung für Interaktionen.
Also: Ich benötige Informationen rund um die Sprache. Woher könnte man soetwas bekommen, oder kennt ihr ein paar Seiten darüber, die gut sind??

Schwankus

#1
Hi, es wird recht schwer, originale mittelalterliche Sprache ins Spiel zu bringen, da die sich doch sehr von unserer heutigen unterscheidet.
Ich kann dir zwar keine Seiten nennen, aber ich denke durch diverse Lautverschiebungen die Aussprache doch sehr verändert ist.  Diesen Aspekt müsstest du wohl ausser Acht lassen bei deinem Projekt. ;)

Ausserdem ist ja interessant, wie weit du zurückgehen willst, und in welche Regionen. Lange Zeit waren z.b. Sprachen Mode, die mit Deutsch nun nix zu tun haben (Französisch z.b.).

Folgend Seite hab ich mal so gefunden:
http://www.franken-im-mittelalter.de/dyn_frameset.html

Funzt bei mir zwar net, aber kann an meinem System liegen.
Generell würde ich empfehlen, für die Anrede statt "Sie" das tolle Wörtchen "Ihr" zu verwenden, und lateinische Begriffe wegzulassen (entspräche Bosparano in Aventurien), da muss man erstmal ein wenig grübeln, denn man glaubt kaum, wie viele ursprünglich lateinische Vokabeln sich im allgemeinen Sprachgebrauch tummeln.
Gegebenenfalls könnt ihr auch etwas gestochen daherlabern. Dazu findest auch genug Vorlagen, in Filmen z.b. ;).

mfg Marc
E=mc²+3w6

gemüse-ghoul

#2
Lies Dir einfach mal die Texte von Walther von der Vogelweide oder von Oswald von Wolkenstein durch, dann weißt Du, wie man damals gesprochen hat. Aber zum Rollenspiel würde ich Mittelhochdeutsch nicht empfehlen!  :-o

http://gutenberg.spiegel.de/waltherv/gedichte/0htmldir.htm
"Finite players play within boundaries, infinite players play with boundaries." -- James P. Carse, Finite and Infinite Games.

Alles über taktisches Abenteuerrollenspiel:
http://ghoultunnel.blogg.de/ (neu)
http://ghoultunnel.blogspot.com/ (alt)

Delagur

Oha.
Dan werd ich mal schauen.
@Schwankus
Ich weiß das es schwer wird, aber man kann ja mal in diese Richtung einschwenken und da ich zur Zeit Meistere, möchte ich auch ein bisschen Atmosphäre schaffen.
Was meintest du genau mit dem 2. Satz?
Wie weit will ich zurückgehen ? ...hmm
Eben so weit wie das typische Mittelalter so war, gibt es da so krasse Unterschiede zwischen dem einen und dem anderen Jahrhundert, dass man meinen könnte sie sprächen verschiedene Sprachen? Ach so... natürlich eine Deutschversion ist glaub ich am besten für DSA geeignet, da es die meisten Spieler es am besten verstehen :wink:.
Mittelhochdeutsch warum nicht?

Aardjon

Zitat von: Delagur in November 25, 2005, 18:11:14 NACHMITTAGS
Wie weit will ich zurückgehen ? ...hmm
Eben so weit wie das typische Mittelalter so war, gibt es da so krasse Unterschiede zwischen dem einen und dem anderen Jahrhundert, dass man meinen könnte sie sprächen verschiedene Sprachen?

Diese Unterschiede gab's mit etwas "Glück" schon von einer Stadt zur nächsten. "Deutschland" gab's im Mittelalter nämlich noch gar nicht, das waren ganz viele kleine und kleinste mehr oder weniger eigenständige Staaten.

Wie weit wilslt du zurückgehen? Das wäre schon mal interessant, denn "Mittelalter" ist nicht gerade eine präzise Zeitangabe. Im Allgemeinen bezeichnet man mit "Mittelalter" ungefähr die Zeit zwischen 500 n.Chr. bis etwa 1500 n.Chr., also gut und gerne 1000 Jahre. Da gabs schon jede Menge verschiedene Sprachen :-)
"Spam, Spam, Spam, lovely Spam
Wonderful Spam, Lovely Spam.
Spam, Spam, Spam, magnificent Spam,
Superlative Spam.
Spam, Spam, Spam, wonderous Spam,
Surgical Spam, splendiferous Spam.
Spam, Spam, Spam, Spaaam!"

Ignis Cantores

Delagur

Na gut ich grenze das mal ein.
Erstens möchte ich versuchen das aktuelle Deutsch zu veraltern. Irgendwie, zB anhand der Schriften die manchmal in den meisten Regelbüchern als Zitate von irgendeinem alten Werk stammen sollten. Anhand dessen möchte ich mich orientiern.
Und ich will nicht schon 500 n Chr damit anfangen, sondern in der Hochperiode des Mittelalters, denke das liegt zw 1100 und 1400.
Außerdem weiß ich, das es damals sehr wohl kein Deutschland gab, hatte ja schließlich Geschichte. Stellt mich jetzt bitte nicht hin als wäre ich nicht in der Schule gewesen, männo  :oops:
Naja, so kompliziert wie ihr es mir vielleicht erklären wollt, möchte ich es eigentlich gar nicht, ich möchte nur wissen ob es ein einfaches verständliches auf alt getrimmtes Deutsch gibt und wie es gesprochen wurde. Natürlich soll das nicht heißen das eure Versuche mir etwas darzulegen, gänzlich fehl am Platze sind, im Gegenteil immer her damit, so erfahr ich noch mehr :-D.
Ich hatte auch keine Ahnung @Schwankus das die Sprache damals so unverständlich war im Vgl. zu heute. Aber nun weiß ich mehr.

Schwankus

#6
Nochmal zur Lautverschiebung: (mein 2. Satz) mal was aus der Wikipedia:

"Deutsche Lautverschiebung oder Zweite (deutsche) Lautverschiebung (auch: hochdeutsche Lautverschiebung). (ca. 500 n. Chr.) Aus den südlichen westgermanischen Dialekten wurde die althochdeutsche Sprache. Die Grenze der Lautverschiebung verläuft von West nach Ost, mehr oder weniger am Mittelgebirgsrand; sie wird als Benrather Linie bezeichnet.

Konsonanten:
/p/   >   /pf/   (plattdeutsch Peper, englisch pepper -> Pfeffer)   
/p/   >   /f/   (plattdeutsch slapen, englisch sleep -> schlafen, plattdeutsch und englisch Schipp, ship -> Schiff)   
/t/   >   /s/   (plattdeutsch dat, wat, eten englisch that, what, eat-> das, was, essen)   
/t/   >   /z/   (plattdeutsch Tied -> Zeit, Timmermann -> Zimmermann   
/tt/   >   /tz/   (plattdeutsch sitten, englisch sit -> sitzen)   
/k/   >   /ch/   (plattdeutsch und niederländisch ik -> ich, koken -> kochen; plattdeutsch und englisch maken, make -> machen)   
/d/   >   /t/   (plattdeutsch Dag, englisch day -> Tag)   
/v/, /w/, /f/   >   /b/   (plattdeutsch Wief, Wiewer, englisch wife, wives -> Weib, Weiber; leev, leewer -> lieb, lieber)"

...

lies dir den Artikel am Besten selber durch: http://de.wikipedia.org/wiki/Lautverschiebung

Ich empfehle dir zum Rollenspiel eher auf die sog. "Marktsprache" zurückzugreifen, die heutige Mittelaltermarktleute daherreden, um "ambientig" *Grins in Dureknights Richtung* zu klingen.

Nach diesemWort googelnd ist schon die erste Seite hilfreich. (http://www.mittelalter-netz.de/sprache/)

mfg Marc

PS: Beim Nachgrübeln scheinen mir so alte Sparchrelikte wie plattdütsch auch annehmbar, solange man es beherrscht. Meine omi zumindest kanns noch. ^^
E=mc²+3w6

Indarija

Von 0 auf 100 kann man keine neue (äh ich meine alte) Spache lernen.

Ich würde dir vorschlagen Männer mit "Ihr" und Frauen mit "Sie" anzuspächen. Manche nehmen für beide Geschlechter "Ihr". Das klingt schon mittelalterlich angehaucht. Und dann eben noch morderne Wörter wie "cool", "OK" und änliches weg lassen.
So versteht dich erstmal jeder und es kling schonmal Altertümlich.

Wenn du dich dann mehr auf die Gammatik und sowas richten willst wäre es gut, wie schon der Gemüse-ghoul schrieb, Walther von der Vogelweide oder von Oswald von Wolkenstein zu lesen. Von Schwankus hast du ja jetzt auch noch die Lautschrift.  :wink:


Also in meiner Spielgruppe benutzten wie immer das "Ihr" als Anrede und ich meine, dass gibt schon was her.
"Fantasy ist stärker als die Wissenschaft, denn die Wissenschaft ist begrenzt."
Albert Einstein

Ruadriel

Geh mal auf einen Mittelaltermarkt und hör die die Leute dort an, die meisten geben sich Mühe, etwas altertümlich und dennoch verständlich zu wirken. Mittelhochdeutsch wird kaum jemand verstehen...
Und im Larp sowieso nicht... :wink:

Delagur

Nun zB die Site die mir Schwankus empholen hat:  (http://www.mittelalter-netz.de/sprache/)
ist verdammt gut find ich, genausowas meinte ich, haargenau soetwas.
Appropos wegen der originalen Mittelalterlichen Sprache, stellte sich dann doch für mich als zu schwer heraus und unverständlich.
Dann bleib ich doch lieber bei der Marktsprache wie sie im obrigen angegebenen Link erläutert wird.
Dank nochmal

Lauriel

#10
also, es kommt drauf an... es werden ja mehrere sprachstufen unterschieden (althochdeutsch - mittelhochdeutsch - neuhochdeutsch). ich zb. muß mittelhochdeutsch (das, was walther von der vogelweide und konsorten so nutzten) an der uni lernen und wenn du dich wirklich damit beschäftigen willst, dann leg ich dir einfach mal folgendes ans herz  :wink:

http://rcswww.urz.tu-dresden.de/~altgerm/
aktuelles -> materialien -> materialien für seminar I (grammatik-reader)

das kostet nix und kannst ja mal reinschauen.

wenn du geld ausgeben willst, dann würd ich dir noch das empfehlen, das haben wir von der uni aus auch immer genommen:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3406405150/qid=1133535588/sr=8-3/ref=sr_8_xs_ap_i3_xgl/303-8914849-3657854

eine so richtig einheitliche sprache gab's damals aber sowieso noch nicht wirklich  :wink:
und was die verständlichkeit angeht: ich finde es eigentlich schon gaz machbar, jedenfalls im vergleich zu althochdeutsch... muß den kram ja öfter mal übersetzen  :-(
Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.
~ Wittgenstein, PU:109 ~

www.maskerade-dresden.de

Pappa Bear

Es geht auch wenn man Formulierungen aus den "Klassikern" ( Ja ich meine Goethe & Co.) verwendet. Das läst sich verstehen un hat einen Hauch von altertum. Und eben sich ein wenig mi9t der alten Sprache beschäftigen und einige Worte daraus entnehmen ( wie Oheim für Onkel,usw.)
Der Weg Zur erleuchtung führt immer zum Ziel. Aber Vorher macht er dich WAHNSINNIG!


Lebe lang, liebe süß, stirb FLUFFIG!!!!!!!

Opium-Angel

Kann den andern nur zustimmen, dass ein bisschen hocgestochen es meist tut. - Als Kontrast, wenn die helden mal auf nen Bauern treffen, kannst du ja auch irgendeinen krassen Dialekt (so du ihn beherrschst) nehmen. Also Bayrisch (also so richtig fast-nicht-verständlich-bayrisch) hat sich da ganz gut bewährt... Muss man aber auch können... Ansonsten eben regionalen Dialekt in krasser Form...

Ach ja, für passende akkustische Untermalung kann ich da nur die Gruppe "Faun" empfehlen! Hab zwar leider nur die "Zaubersprüche"-CD, aber da sind ein paar mittelhochdeutsche Lieder drauf. :-)
Und im Booklet ist sogar die moderne Übersetzung mit drin, das heißt, da lernst du gleich bissle "Vokabeln" dabei. ;-P
Ach ja, großer Klassiker sind auch die von u.a. In Extremo vertonten Merseburger zaubersprüche, aber das ist dann schonwieder Althochdeutsch... Und ... naja, nicht mehr verständlich... ;)

Ach ja, für "Original-Dokumente" (so du deinen Spielern welche kredenzen willst) eignet sich beim schreiben folgendes:
"ei" = "ey" (zum Beispiel in "Meyster")
"ss" = "sz" (in "dasz")
Viele "th" anstatt einfaches "t" etc. pp. - Da sind ja die DSA-Spielhilfen auch a ganz nette "Inspirationsquelle"... :P

Und wenn der Klerus spricht, dann kannst du ja ruhig bisschen Latein nehmen. - Halt Vulgärlatein bzw. "Bosparano", also Latein (weitestgehend) ohne Grammatik. :D

Carpe Noctem!
† Opium-Angel †
--
Enter the realm don't stay awake
The dreams remain they only break
Forget the task enjoy the ride
And follow us into the night

Delagur

Faun sagst du?
Na mal sehn ... hatte ich mir zwar schonmal angehört, aber naja. Wegen dir hör ich es mir nochmal an.
Wenn ich Latein könnte.... ^^
Naja bisher haben wir nichts umsetzen können, sind halt noch zu frisch in dem Bereich. Ich hoffe dass irgendwann mal der Elan dazu kommt.
Aber nochmal vielen Dank an alle für die zahlreichen Tipps.


Carmina Burana müsste auch gehn ... *denk*

Opium-Angel

Da fällt mir noch was ein:
Haggard!!!
Auf dem Album "Awaking The Centuries" is a Stück drauf, da sprechen se Latein und des is RICHTIG cool!

Dominus vobiscum! :D
† Opium-Angel †
--
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