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Paintball-Verbot und Larp

Begonnen von Indarija, Juni 15, 2009, 17:39:47 NACHMITTAGS

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Indarija

Das Gesetz, das Paintball verbieten wollte, könnte auch auf LARP angewendet werden.

http://www.pbportal.de/forum/showthread.php?t=203871


Die Petition gegen das besagte Gesetz ist nun online: https://epetitionen.bundestag.de

Ja, im aktuellen Gesetz haben sie, dann betreffenden Teil raus genommen, aber ich hab mir sagen lassen, "dass es noch nicht erledigt ist, sondern nur verschoben, bzw. wir unter Aufsicht stehen und das nach den Wahlen wieder kommt."

Darum registriert euch dort und unterschreibt die Petition. Schaden kann es ja nicht. ;)
"Fantasy ist stärker als die Wissenschaft, denn die Wissenschaft ist begrenzt."
Albert Einstein

Dureknight

Ich denke nicht, dass das Fantasylarp durch das Gesetz bedroht wird. Zumindest bei meiner Larpauffassung steht schließlich nicht das Töten im Vordergrund, sondern die Interaktion mit anderen Charakteren. So sollte jeder halbwegs fähige Anwalt argumentieren und dies schlüssig darlegen können, falls irgendwann mal übereifrige Büttel meinen sollten, dass ihnen unser Hobby nicht in den Kram passt.
Dabei komme ich aber gerade auf einen ganz anderen Punkt: Larper haben keine Lobby. Es ist eigentlich verwunderlich und auch ein wenig schade, dass jede Sportart ihren Bundesverband hat, nur die Gemeinde der Liverollenspieler bzw. allgemein Rollenspieler ein Flickerlteppich aus vielen regionalen bzw. lokalen Vereinigungen bleibt. Eigentlich wäre die Zeit längst reif für einen Deutschen Rollenspieler Dachverband oder zumindest einen informellen Zusammenschluss von Vereinen.
Don't argue with idiots.
At first they take you down to their level,
and then beat you with their experience.

Captain

Aktuell ist der Entwurf ja erstmal abgewendet, also kein Grund Panik zu schieben.
Aber die Auffassung
Zitat von: Dureknightsteht schließlich nicht das Töten im Vordergrund, sondern die Interaktion mit anderen Charakteren
steht definitiv im vollen Widerspruch zu dem Inhalt des Entwurf. Da steht explizit
Zitatbei denen die Tötung des Gegners simuliert wird
Und anders als bein ziemlich versportlichten Paintball, wo man ganz deutlich vom 'markieren von Mitspielern' spricht um möglichst stark zu abstrahieren ist beim Larp doch der simulative Inhalt von Larpkämpfen zumindest das verletzen von Gegnern. Auch wenn praktisch enorm viele Sicherheitsmechanismen eine tatsächliche Verletzungsgefahr stark reduzieren.
Das Problem hierbei ist schlicht und ergreifend, daß den Verfassern solcher Entwürfe gar nicht klar ist, daß es unser Hobby gibt oder zumindest nicht was es ausmacht.
Spielertyp nach Robin D. Laws: Storyteller 100%, Method Actor 92%, Tactician 75%, Specialist 50%, Butt-Kicker 50%, Casual Gamer 12%, Power Gamer 0%
NSC-Code: LE+MP-ST-FF0KO+!AG+IN0RR-!AT/PA+!EP0GP0PSI-MTF0PAIN-HdR-I

Indarija

Ihr habt das alle richtig erkannt. Aber versuch mal den Politikern zu erklären, das Paintball nur ein Haschespiel ist und Larper nicht aus der Realität flüchten.
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Albert Einstein

reaper

Da muss ich Indarija leider Recht geben, natürlich deckt das aktuelle Gesetz LARP nicht mit ab und die Wahrscheinlichkeit ist gering das es in nächster Zeit ein entsprechendes Gesetz gibt. Aber der Trick bei allem was mit außerparlamentarischer Opposition zu tun hat ist nicht erst zu handeln wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Aktuelle Politik besteht in langsamen Anheben der Umgebungstemperatur, oder auch Salamitaktik. Wie dem auch immer sei, das Verbot von Paintball wird keine Amokläufe verhindern, genauswenig wie ein Verbot von Killerspielen oder ein Filtern von Kinderpornoseiten. Es sind grundsätzliche Gesetze die ein Fundament für spätere Repressionen schaffen.

Bei den Kinderpornofiltern ist schon jetzt im Gespräch auch Seiten mit politischem Inhalt ebenfalls zu sperren, bei den Paintballspielen wird über eine Ausweitung auf Computerspiele geredet. Wie weit ist es da noch bis LARP oder das Cowboy und Indianerspiel verboten werden. Natürlich, alles noch weit weg, aber moderne Staatssysteme tendieren zu einer Gleichschaltung und Verflachung der Gesellschaftsstrukturen.

Das Problem ist also nicht das man jetzt versucht LARP zu verbieten, sondern das man die Möglichkeit schafft Menschen ihr Hobby zu verbieten und ich denke jeder LARPer hat schon Menschen getroffen die kein Verständnis für das Hobby hatten oder die das Spiel aufs Kämpfen reduzieren (und tatsächlich kann man diesen Eindruck bei flüchtigem Konsum von Forenthreads, Avataren und Signaturen bekommen). Und so eine Person muss nur in einer Einflussreichen Position sein um auf jetzt geschaffenen Gesetzen dann erst Wochenendlarps und dann auch Intime-Tavernen zu verbieten.

Auch wenn ich Paintball und Co. selbst für beknackte Hobbies halte, werde ich die Petition mitzeichnen. Nicht weil ich gern töten Spiele sondern weil derartige Regelungen zu nichts führen außer einer gleichgeschalteten Gesellschaft.

Captain

ich habs schon längst mitgezeichnet, genauso wie diese hier.
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Dureknight

Zitat von: reaper in Juni 18, 2009, 09:01:34 VORMITTAG
Natürlich, alles noch weit weg, aber moderne Staatssysteme tendieren zu einer Gleichschaltung und Verflachung der Gesellschaftsstrukturen.

Entschuldigung, aber das ist völliger Unsinn! Wir sind nicht auf dem Weg in eine neue Diktatur. Die deutsche Gesellschaft ist heute pluralistischer, die Medienlandschaft und die Möglichkeit Hobbies auszuüben vielseitiger als jemals zuvor. Auch wenn es Tendenzen gibt, im Namen der inneren Sicherheit und der Terrorismusbekämpfung Bürgerrechte zu beschneiden, dies betrifft nicht die Freiheit zur Erlangung von Informationen und zur künstlerischen oder gesellschaftlichen Betätigung. Die Salamitaktik ist vielmehr ein Beweis des Funktionierens der Demokratie, da radikale Vorstöße immer wieder zu Kompromissen mit minimaler Wirkung umgearbeitet werden (müssen) um beschlussfähig zu sein.

Ich will hier keine Politdiskussion entfachen, aber den Begriff Gleichschaltung kann man einfach nicht unwidersprochen stehen lassen.
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Flotsch

ich habe nartikel gerade nicht parat aber was war dann für dich, der verbot des Kinderlarp bei Dortmund (kann auch wo andres gewesen sein) auf Grund von "Gewaltverherrlichung" ohne das die entsprechen Instanzen sich genug informiert hatten. es ist leider die Tendenz das Scheuble und Co im sinne der Terrorismus Bekämpfung und der "inneren Sicherheit" mehr und mehr Kontrolle und Einsicht haben wollen. und wie Hanjo schon bemerkt hat, wenn die Freiheit erst einmal beschnitten ist, wird es sehr schwer sie wieder zurück zu gewinnen.

ins besondere triff das larp, da okkulte und gewalttätige Charaktere mit dazu gehören, ob als feind oder als besonderes Charakterkonzept und Außenstehenden, die nicht in der Materie verwurzelt sind, kommen Sätze wie "Blut für den Blutgott, Schädel für den Schädel-Thron" sicher nicht sehr sympatisch vor.

Osric

In dem Schloß jenseits der Nacht
Im Keller trübes Licht noch wacht
Götter sich treffen in Finsternis
Und Dunkelheit legt dichte Schleier...
--- Ceteol ---

Captain

ZitatIch will hier keine Politdiskussion entfachen, aber den Begriff Gleichschaltung kann man einfach nicht unwidersprochen stehen lassen.
Ich würde annehmen, daß die Darstellung bewußt überspitzt ist. Irgendwie muß man ja die lethargische, angepasste Haltung des Durchschnittsdeutschen ja durchbrechen um ihn für die Existenz des sich entwickelnden Problems zu sensibilisieren.
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reaper

Logisch ist das ein bisschen Überspitzt dargestellt, wenn auch nur ein wenig. Tatsächlich könnte man auch Spitzfindig sein und behaupten das Gleichschaltung immer mit massiver Indoktrination einhergeht und eine eben solche durch  starke Medien gefördert werden kann. Aber da auch ich hier keine politische Diskussion lostreten will können wir das gern per PM oder bei nem Bierchen im Traumtänzer diskutieren ;)

Schwankus

Zitat von: Indarija in Juni 15, 2009, 22:13:04 NACHMITTAGS
Ihr habt das alle richtig erkannt. Aber versuch mal den Politikern zu erklären, das Paintball nur ein Haschespiel ist und Larper nicht aus der Realität flüchten.

Hallo

Das kann ich so aber nicht unbedingt unterschreiben ! Es gibt garantiert LARPer, die ins LARP aus der Realität flüchten, genauso wie man sich auch mit anderen "Nerd"-Hobbies (Computerspiele, Tabletops etc) in eine bessere Welt flüchten kann. Hey, wenn mir mal ein Tag echt schief gelaufen ist und die Arbeit frustet setz ich mich auch mal hin, und schmöcker zur Entspannung ein Buch / guck einen Film / entwerfe das nächste Abenteuer für meine Spielrunde. Und letztlich geht es beim Paintball wie auch beim LARPkampf doch deutlich um den zusätzlichen Kitzel mit simulierten Waffen aufeinander Hatz zu machen. Sonst wären viele LARPplots ohne Kämpofe lösbar Denn Mal ehrlich? Wieviele LARPs kennt ihr, auf denen nicht irgendwie Kämpfe notwendig waren um das Ziel zu erreichen, und wieviele Cons sehen das als einzigen Weg überhaupt vor, den Plot zu lösen ? Und schließlich könnten auch die Paintballer ja auch einfach Haschmich mit antippen spielen ("du bist!"), statt teilweise möglichst realistische Paintballwaffen zu verehren ? Auf wievielen Cons ist das ziel, den Bösewicht ins Jenseits zu befördern ? Mein Mitbewohner z.b. ist Paintballer und schraubt gerne an seiner Knifte herum, die irgendeiner realen waffe nachgebildet ist und besser als der nullachtfuffzehn Kram. Wozu, wenns am Ende nicht doch auch um eine realistische Simualtion geht ? Das gibt doch grade den Kitzel.

Dessenungeachtet glaube ich nicht, dass Paintballspieler, Computerspieler oder gar LARPer eine Amokgefährdete Gruppe sind. Gerade bei letzteren denke ich, dass wir als LARPer dadurch dass wir auf Cons nicht zurechkämmen, wenn sich jeder wie ein Assi aufführt, und uns ausserdem kreativ entfalten können in der Regel durchaus genügend soziale Kompetenzen und Ausgeglichenheit besitzen als dass ich einen Schulenstürmenden Irren aus unseren Reihen für möglich hielte.

Gruss Marc

PS: Mein Bruder, der in einer der Dresdner Paintballhallen arbeitet, teilte mir übrigends den lakonischen Kommentar seines Chefs zum Thema dieser geplanten Gesetzgebung mit: "Sowas höre er zu jeder Wahl." Und er eröffnete gleich eine drittes Paintballgelände... ^^
E=mc²+3w6

Captain

Sicher, ein gewisses Maß an Realitätsflucht ist Bestandteil des Prinzips beim Rollenspiel (schließlich spielt man ja nicht sich selbst). Und ich gebe auch deiner Quintessenz recht.

Aber:
Zitat von: SchwankusSonst wären viele LARPplots ohne Kämpofe lösbar Denn Mal ehrlich? Wieviele LARPs kennt ihr, auf denen nicht irgendwie Kämpfe notwendig waren um das Ziel zu erreichen, und wieviele Cons sehen das als einzigen Weg überhaupt vor, den Plot zu lösen ?
...
Auf wievielen Cons ist das ziel, den Bösewicht ins Jenseits zu befördern ?
Öhm, offensichtlich besuchst du nicht dieselben Larp-Cons wie ich. In den seltensten Fällen sind Kämpfe notwendig um den Plot zu lösen. Meistens bringen sie einen nicht einen Millimeter weiter auf diesem Weg. Ich spiele im überwiegenden Maße Kämpfer um DAS nur zu gut zu wissen. Wenn ich die Cons, die ich in den letzten zwei Jahren besucht habe, mal überfliege, dann erinnere ich mich nicht an einen einzigen Oberbösewicht, den es ins Jenseits zu bringen galt. Meist sind Bedrohungen weit diffuser als das.
Ein integraler Bestandteil (wenn auch keineswegs ein großer Bestandteil) ist der Polsterwaffensport dennoch. Warum? Weils einfach Spaß macht sich mit den Dingern zu Leibe zu rücken und sich ein bisschen sowas ähnliches wie aneinander zu messen. Und immerhin ist genau das ein Abbauventil, welches sämtliche Amokfälle bisher vermissen ließen.
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Schwankus

Naja, als Abbauventil würde ich auch Egoshooter bezeichnen, da kann man eine Menge Aggression abbauen.

Ich gebe zu, dass ich überspitzt dargestellt habe, aber dennoch erwarten viele LARPer, auch kämpfen zu können, und gerade mancher Großcon hat Kämpfe als Mainplot. Die Cons, die meist ohne das Zücken der Polsterwaffe auskommen, sind meiner Erfahrung nach sehr klein, auch Tavernen oder Ein Tages Events.

Bei einem bleibe ich allerdings: oft ist die kämpferische Auseinandersetzung der Weg der Wahl, um manches Ziel zu erreichen.

Gruss Marc
E=mc²+3w6

Captain

Schon richtig. Wobei das eben die Wahl des entsprechenden Spielers ist, nicht unbedingt die des Plotschreibers.
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