RANCID - eine Geschichte aus der Welt von "Vampire - the Masquerade"

Begonnen von Violet, Juni 20, 2008, 21:38:05 NACHMITTAGS

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Ruadriel

Naja, also wenn ich ehrlich bin... spannend ist was anderes...
Vielmehr war es das Interesse an einem Stück, von dem der Autor sich so deutlich zu Höherem berufen fühlt, die Überprüfung, ob es denn deine doch recht hohen Erwartungen auch seitens des Lesers erfüllt werden. Was ja nicht ganz so war.

Ich finde, es gibt dennoch einen Unterschied zwischen Stereotypen und Charakteren, die einfach nur ungenügend beschrieben werden. Auch Stereotype können wahnsinnig spannend und gut beschrieben werden, so daß man aus alten Töpfen noch etwas Neues herausholen kann. Die Vielseitigkeit deiner Charaktere müßte zumindest noch unter Beweis gestellt werden.

Zu Shadowrun:
Es dürfte extrem schwierig werden, mit einem Shadowrun-Buch bei einem Verlag zu landen, denn Shadowrun ist ein Lizenzprodukt. Ergo kommen nur die Verlage in Frage, die auch die Rechte an der Marke lizensiert haben. Und da es mit Shadowrun in Deutschland momentan sowieso schwierig ist, tauchen da weitere Probleme auf. Zumindest zur Buchmesse lagen die Rechte für die Romane noch bei FanPro, inwieweit das immer noch so ist, weiß ich nicht. Das Spiel selbst soll ja bei Pegasus gelandet sein, ob die nun auch die Rechte für die Romane haben, keine Ahnung. Alle anderen Verlage dürften es ablehnen, da sie sonst lizenzrechtliche Probleme bekämen.

Und ob ein Verlag nun die Hände jubelnd über dem Kopf zusammenschlägt, wenn du mit ähnlichen Ergüssen wie dem hier kommst, wage ich auch zu bezweifeln...

Tobsucht

Alles braucht seine Zeit. Niemand kann aus dem Handgelenk ein Roman schütteln, weder Violet oder sonst irgend jemand. Sicher ist gibt es hier Fehler und grobe Schnitzer, aber ich habe hier auch keinen Markus Heitz erwartet, der von einem oder mehreren Lektoren korrigiert wurde und der eine gewisse Routine bei schreiben mitbringt. Da Jeder mal klein angefangen hat, stehe ich dem ganzen etwas Gelassen gegenüber. Oder wollt Ihr behaupten das Ihr es besser könnt? Das Violet sein Shadowrun-Roman gerne an Verlage schicken möchte ist seine Sache und zum anderen darf man sich glaub ich kein Urteil darüber erlauben ob Selbige etwas taugt oder nicht, bloß weil Ihr euch nach dieser Kurzgeschichte richtet. Ich verweise gerne nochmal auf meinen Eröffnungsatz. Also geben wir doch Violet soviel Zeit wie er braucht. Und ich verspreche, daß er sich garantiert bessern wird.

Gruß Tobe

Coventina

#17
Natürlich braucht man fürs Schreiben Übung und Entwicklungszeit. Aber wenn man wirklich besser werden will, reicht das nicht. Dann ist auch ehrliche Kritik notwendig. Nur wenn man erfährt, was gut ankommt und was nicht, kann man lernen. Und im Rückblick muß ich sagen, daß oftmals gerade die Kritiken, bei denen ich erstmal schlucken mußte, die nützlichsten waren.

Wenn Du Dir Ruadriels Post nochmal ansiehst, dürftest Du bemerken, daß er bei Shadowrun auch die Lizenz als Problem angeführt hat. Sprich, auch wenn sich der Schreibstil entwickelt, ist es nicht so leicht, eine Geschichte zu diesem Thema zu vermarkten, weil es nahezu sicher nur einen potentiellen Abnehmer gibt. Und wenn der gerade kein Interesse hat ist das halt Pech.

@Violet: Hast Du die Texte eigentlich noch mal gelesen, bevor Du sie ausgestellt hast? Ich meine wirklich aufmerksam gelesen, nicht nur überflogen. Es sind einige recht auffällige Fehler drin, die man bei so einer Probe hätte bemerken müssen. Daß sowas beim schreiben nicht auffällt, weiß ich, da denkt man an andere Sachen ;) Deshalb ist korrekturlesen wichtig, wenn man sich nicht irgendwann in Grund und Boden schämen will, wenn man später nochmal die veröffentlichten Texte ansieht und haarsträubende Sachen findet (alles schon erlebt).

Tobsucht

Das verstehe ich schon und du hast natürlich recht. Aber Versuchen kann man es ja trotzdem.  :-D

gruß Tobe

Katharina

#19
So, ich habe jetzt auch mal gelesen und muss mich Conventia und Ruadriel (leider) anschließen:

Ich habe mich durch den Text beinahe durchquälen müssen, das war stellenweise so, als würde man durch zähen Schlamm waten, der einem die Schuhe von den Füßen saugt.

Da stimmt leider gar nichts, weder die Idee noch der Schreibstil, vom Satzbau ganz zu schweigen. Und ich sehe da auch keine große Chance, das durch Übung irgendwie zurechtzubiegen. Übung hilft nämlich nur dann, wenn ein gewisses Grundtalent vorhanden ist, und das sollte sich nicht darin erschöpfen, Wörter aneinanderzureihen, die entfernte Ähnlichkeit mit Sätzen haben.

@Tobsucht:

Du scheinst den Verfasser dieses Machwerkes ja ganz gut zu kennen, aber entweder bist Du ein wenig zu parteiisch (was verständlich wäre) oder Du bist zumindest in Sachen Literatur ziemlich leicht zufriedenzustellen (was schade wäre).


@Violet:

Ich warne auch davor, diese anscheinend geplanten Shaowrun- Romane einem Verlag zu schicken oder ins Internet zu stellen.
Abgesehen davon, dass ich die Chance einer Veröffentlichung durch einen Verlag aufgrund der vorliegenden Schreibprobe in etwa als so groß betrachte wie die Chance, sechs Richtige im Lotto zu haben, die Gefahr, dass Du selber eine Abmahnung wegen der Verletzung von Verlagsrechten oder Urheberrechten bekommst, ist enorm.


LG; Theresa


PS: Damit Ihr alle die Chance bekommst, mir meine bösen Worte heimzuzahlen und mich auch kritikermäßig zu zerfetzen, werde ich demnächst mal eine alte Vampir- Geschichte von mir posten. Muss sie bloß noch wiederfinden.

   

Tobsucht

wahrscheinlich eher ersteres.

Ich bin mir sicher das sich Violet euer Kritiken annimmt. Und wegen dem Veröffentlichen der Geschichte im Netz, bleibt nur soviel zusagen. Solange das ganze klar als Fan-Werk gekennzeichnet ist und dafür kein Geld verlangt wird, ist das denke ich legal. Ich kann mich da nur auf diverse Fanfilme verlassen und hoffe das Ihr mich korrigiert wenn ich falsch liegen sollte. Und falls das doch nicht gehen würde, ist es auch nicht weiter schlimm das ganze in ein anderes Universum, weit ab von Shadowrun zu bringen.

Gruß Tobe

Violet

Na da hat sich ja einiges angesammelt während ich weg war. Sehr schön.

Auf der einen Seite bin ich natürlich etwas enttäuscht. Andererseits: Wenn der Text einfach nicht gut ist, dann muss ich mich eben damit abfinden.
Immerhin macht ihr euch die Mühe den Text zu lesen und das Zitat von Conventia zum Beispiel, hatte ich trotz mehrfachen Lesens nicht bemerkt.
Ich möchte mich allerdings noch einmal verteidigen. Mir ist durch eure Kritiken aufgefallen, das ich beim Lesen regelmäßig geistig an den Spiel-Abend zurückversetzt werde. Ich fürchte, daher von vornherein zuviel vorauszusetzen.
Was die rechtliche Komponente angeht, danke ich für eure gutgemeinten Hinweise. Ich kann euch versichern, ich bin über sämtliche rechtlichen Aspekte im Bilde. Das war nämlich der erste Schritt.

Auch wenn dieser Text mehr oder weniger aus dem Handgelenk kam, hielt ich ihn doch bisher für ganz passabel. Ich ziehe die Möglichkeit in Betracht, das meine bisherigen Leser einfach zu höflich waren.

@Katharina:
SEHR harte Worte. Ich freue mich zwar, endlich einmal ungeschönt negative Kritik zu hören, aber das haut mich jetzt doch ziemlich um. Vor einem Jahr oder so habe ich einer Bekannten einen Ausschnitt aus einem anderen Werk von mir gemailt. Ein paar Wochen später traf ich zufällig einen Freund von Ihr, den ich flüchtig kannte. Er sprach mich von allein auf den Text an. Sie hatte ihn Ihm offenbar vorgelesen und er war hellauf begeistert. Diese und ähnliche Reaktionen war ich bisher gewohnt.
Daher würde ich mich freuen, wenn du etwas konkreter werden würdest. Die Schlagworte Idee, Schreibstil und Satzbau als nicht verbesserungsfähig zu bezeichnen ist allein zu schwammig.

LG
Violet

Katharina

Gut, ich werde konkreter.

1. Idee

Mir ist als Leser nicht klargeworden, welcher Sinn hinter dem Text steht bzw. warum Du das überhaupt aufgeschrieben hast. Soll es eine Kurzgeschichte werden? Ist es nur für Leser gedacht, die sich mit der WoD auskennen oder soll auch der gemeine Vampirfan was davon haben? Mir fehlt da komplett der rote Faden. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass ich weder Anfang, Mitte noch Ende gefunden habe. Die Ereignisse sind alle ziemlich zusammengestückelt, die Motive der handelnden Personen bleiben völlig im Dunkeln. Und nur mal so einen Spieleabend aufs Papier bringen- klar, das geht. Aber da braucht es noch ein paar erklärende Worte, damit alle diejenigen, die nicht dabei gewesen sind, wissen, was da grade Phase ist, welche Personen beteiligt sind, usw.

2. Schreibstil

Ruadriel hat es schon gesagt- diese Anglizismen töten einem den letzten Nerv. Außerdem ist diese Mischung aus umgangssprachlichen Ausdrücken (in die Hose gehen; zog eine Mördershow ab) zusammen mit den Termini aus dem Regelwerk von Vampire unerträglich. Das ist ungefähr so stimmungsfördernd, wie wenn ein Spieler bei einem DSA- Abenteuer nach einem gelungenen Würfelwurf z. B. sagt: "Boar, voll krass, da habe ich grade 100 Astralpunkte reingepumpt!!"

3. Satzbau

Die Sätze sind entweder viel zu lang und verschachtelt, oder sie sind extrem kurz - wie abgefressen. irgendwie fehlt da die Stringenz. 



Katharina


So, Violet, das ist zwar noch nicht die angekündigte Kurzgeschichte, aber da hast Du schonmal was, um selber kritisieren zu können:

Der folgende Text stammt aus einem Vampire- IT- Forum. Erzähler ist Charlotte Florentine Hummel, eine Brujah. Gerade ist sie auf dem Weg zu einer Vernissage in einer Galerie


Schauen wir doch mal. "Nocturne Impressionen"; "Umbra Diem"- ach du meine Güte. Wer hat sich denn dieses Edelgruftie-Image einfallen lassen? Da hat jemand wohl die Schwerbehindertenquote bei der Besetzung der Werbeabteilung erfüllt. Na mir solls recht sein. Amüsant ist so eine Vernissage allemal. Das letzte Mal, als ich bei einer zugegen war, standen zwei Kunstkenner (wer auch sonst) vor einem barock anmutenden Landschaftsgemälde voll entsetzlich blauen Himmels, wild wachsenden Bäumen und den obligatorischen halb nackten Leuten im Vordergrund und unterhielten sich über "das Blühende in dem Gemälde". Da hat nichts geblüht. Gewuchert, ja, aber nicht geblüht. 

Gut, wir sind da. Bin gespannt. 

Frau Hummel ist in der Galerie angekommen, die Bilder sind alle ziemlich bedrückend, die Farben düster

Kurze Zeit später stelle ich fest, hier wuchert noch nicht mal was. Es sei denn die beginnende Depression. Sind dem "Künstler" die Farben ausgegangen? Hat er die Beipackzettel seiner Medikamente vertauscht? Oder - mmh, vielleicht ist es eine Geschäftsmasche einiger findiger Leute. Der richtige Künstler, so lehrt die Erfahrung, wird ja zu Lebzeiten missverstanden, muss von der Armenhilfe oder jetzt von Hartz IV leben und wird erst nach seinem Tode so richtig berühmt. Dann schnellen die Preise für seine Werke in unverschämte Höhen. Seine Gönner, die ihm ein paar Bilder gegen ein Stück Brot und einen Zipfel Wurst abgenommen haben, reiben sich die Hände, nur er selbst hat (in aller Regel) nichts mehr davon. Das ist schlau - mit Absicht den Eindruck erwecken, dass der Künstler kurz vor dem Suizid steht, damit die Leute in dem Glauben, etwas Günstiges, das bald bestimmt sehr wertvoll ist (egal wie hässlich es auch sein mag) erwerben. Und irgendwo sitzt wahrscheinlich irgendein armer Irrer die ganze Nacht im Abflussrohr und malt wie am Fließband das, was er sieht. 



Violet

ach so...ja gut, das ist schon etwas konkreter. die umgangssprache ist allerdings beabsichtigt, da es sich hier um Rancids Gedanken handeln soll. Die Einleitung soll darauf hindeuten, das der upstream und die freigabe seiner rechner funktioniert hat und von leuten gefunden wurde, die konkret danach suchen. konsequenzen hatte das nur für das spiel, da die ereignisse nun ungleich schwerer zu vertuschen waren.

alles in allem: ich bin mir jetzt endgültig sicher, das es eine schlechte idee war, ausgerechnet einen text zu nehmen, der eigentlich nur denjenigen etwas sagt, die dabeigewesen sind.

ich möchte mich dafür entschuldigen, das mir das nicht früher klargeworden ist. wenn ihr gestattet (und es euch noch einmal antun wollt), würde ich euch gern etwas anderes präsentieren, nachdem wir mit Katharinas kurzgeschichte fertig sind, auf die ich im übrigen sehr gespannt bin.

es war mir bisher ein anliegen, auf jede kritik sachlich zu reagieren. ich hoffe es ist mir bis hier her gelungen.

mit eigener kritik bin ich dagegen noch etwas vorsichtiger.
kurioserweise scheinen mir diese zwei absätze einen großteil der fehler zu enthalten, welche bisher in meinem beispielwerk aufgetaucht sind.
einen persönlichen eindruck habe ich gewonnen. es klingt für mich wie das in der gothic-szene gängige phänomen, um jeden preis hochgestochen sprechen zu wollen. *
anmerkungen zum inhalt möchte ich mir aufgrund der kürze der ausschnitte nicht anmaßen.

LG
Violet



*
die einen sehen das als ausdruck von kunst, andere wollen sich bloß abheben oder(wo anwendbar) ihre sprache der kleidung anpassen. das mag zwar technisch fehlerfrei gelingen, die meisten menschen sind schließlich, entgegen allen unkenrufen, ziemlich intelligent, aber es klingt trotzdem verkrampft.

Ruadriel

Zitat von: Tobsucht in Juli 23, 2008, 15:51:57 NACHMITTAGS
... der von einem oder mehreren Lektoren korrigiert wurde...

Ein Lektor ist nicht dazu da, aus einem schlechten Manuskript ein gutes zu machen. Wenn die Vorraussetzungen nicht da sind, kann auch ein Lektor nichts machen.

Die Kritik wurde im Übrigen auch deshalb so "hart" geäußert, da sich Violet selbst als guter und fast veröffentlichender Schreiber darstellt. Zumindest wirkt alles so.
Selbstbewußtsein gut und schön, wenn man es allerdings nicht untermauern kann sondern lediglich heiße Luft äußert, führt das zu eben diesen aus meinen Augen völlig verständlichen Reaktionen.


Excellenz

Da mir das "Gothik-Szene-Phänomen" bisher so nicht bekannt war, und ich dieser Szene selbst nicht angehöre, möchte ich zu allgemeinen Verwirrung beitragen und hier einfach auch noch einen Text einstellen. Ohne jeglichen Anspruch auf irgendwas...nur zum lesen.

Es handelt sich hierbei auch um eine Vampyre Geschichte. Es ist einfach die Beschreibung des "Tagesablaufes" des Prinzen....



Die Sonne selbst hatte sich persönlich schon seit geraumer Zeit hinter dem Horizont verabschiedet und über Dresden lag die kühle, fast schon kalte, nächtliche Stille. Zu diesem Zeitpunkt, da andere die Beine hochlegen, Chips und Bier sich in Reichweite stellen und den Fernseher anschalten, beginnt der eigentlich schwierigste Teil der Arbeit von Johann, dem Privatghoul des Prinzen.

Die Anweisungen für den Tag hatte er wie eh und jeh von seinem Herrn kurz vor dessen zu Sarg gehen, bekommen und getreulich ausgeführt und nun bereitete er das allabendliche Zeremoniell der Auferstehung vor.

Er trat hinter einen Vorhang und atmete tief ein und aus. Seit 5 Jahren nun versucht er Herrn von der Wettern zu überzeugen sich einen CD Spieler zuzulegen oder wenigstens einen Schallplattenspieler aber nein. Er muss die Erwachungsmusik selbst spielen auf dem alten Flügel von Steinway& Son´s, eines der ersten Stücke die in Amerika gefertigt wurden......
Eine CD wäre doch vom Klang mindestens genauso gut wie das Klavier jedoch Herr von der Wettern besteht darauf die Musik real auf dem Flügel zu Gehör zu bekommen und nicht von einer Silberscheibe die man in irgendeinen Schlitz steckt und auf der womöglich winzige Pianisten sitzen um auf vielleicht noch elektrischen Pianos zu musizieren. In seiner Ruhestatt komme ihm sowas nicht in den Gehörgang....damit war die Diskussion wieder auf 3 Monate zum erliegen gebracht.....

Johann griff in die Mappe um die Noten hervorzuholen. Heute hatte sich der Prinz Berlioz gewünscht, Albumleaf...er mochte dieses Stück sehr und es verhieß das seine Laune wohl die Nacht lang gut sein könnte. Die alten vergilbten Blätter sortierte er auf den Notenständer, eine Handkopie des Meisters selber....Johann fragte sich immer wieder, wen sein Herr denn noch alles getroffen hatte und was noch so alles für Gegenstände und Dinge von unglaublichem Wert in seinem Besitz sind. Niemand würde echte Berlioz Noten zum spielen an einem Flügel nehmen aber für seinen Herrn waren das Gebrauchsgegenstände.....Johann schaute noch einmal auf die Uhr und begann pünktlich wie immer die Tasten des Flügels zu berühren und in die Wölbungen des prunkvollen Kellergemaches stiegen herrlichste Klänge der französischen Romantik...... ......und aus seinem Prunksarg entstieg der Prinz. Dies jedoch konnte Johann nur erahnen, denn gesehen hatte er es niemals. Er bekam seinen Herren erst zu sehen, wenn dieser in seinen schweren arabischen Hausmantel gehüllt, hinter einem weiterem Vorhang heraus trat mit den Worten:

" Mög die Sonn´etwas nun ruhn, denn nun hab ja ich zu tun!"

Dann schritt er vor ein russiches Marienbildnis in einer Nische und verweilte dort für einige Zeit....die Klavierklänge durchwogten den Raum und im Takte der Musik schwingend, ging Herr von der Wettern durch weitere Vorhänge eine Treppe hinauf in den Keller der Villa, seiner Abendtoilette entgegen.

Johann indes verstaute die Berlioz Noten wieder in der Mappe und schrieb in den Umschlag das heutige Datum und dahinter die Zahl 148. Dabei sagte er so zu sich: "Noch 2 Mal spielen und dann habe ich dich 150 Mal hier erklingen lassen..". Dann verschloss er den Flügel löschte das Licht, nachdem er sich noch einmal kurz umgeschaut hatte und verließ über die Treppe den Raum nach oben. Darauf sicherte er den Zugang und dieser war so unscheinbar danach, dass er lächeln musste, denn in seinen Anfangsjahren hatte er mehrmals diese Eingang nicht gefunden.

Er zog sich jetzt einen blütenweißen Kittel über und krempelte die Arme nach oben und betrat den Toilettraum oder das Badezimmer wie man es heute nannte.....Das Gaslicht strahlte eine angenehme Wärme aus obwohl die Villeroy&Boch Fließen mit dem blauen Rautenmuster eher kühl wirkten. Der Prinz hatte bereits auf dem Barbierstuhl Platz genommen und blätterte in einer Illustrierten von 1842:

"Johann was halten sie von diesem Bart für heute Nacht?" Dabei deutete er auf eine Abbildung...Johann fand den Bart zu übertrieben und machte vorsichtig einen Gegenvorschlag indem er auf eine andere Abbildung tippte...nach kurzer Betrachtung stimmte der Prinz zu und Johann konnte beginnen.

Beide blickten in den silbern gerahmten Spiegel vor sich. Wenn Herr Chrustschnick den Prinzen so gesehen hätte, wäre dieser wohl vor Freude in die Luft gesprungen. Haupthaar und Bart waren schwarz, teilweise grau und erinnerten mit einer verblüffenden Ähnlichkeit an Karl Marx.

Johanns Aufgabe war es aber nun, wie jeden Abend aus Karl Marx wieder Franz Frederik von der Wettern zu machen. Also begann er zuerst mit der Schere die Haare und den Bart zu stutzen. Dies ging sehr fix von der Hand, hatte er doch jahrelange Übung.

Während er ein Handtuch in heißes Wasser weichen lies, öffnete er die großen Messinghähne an der löwenfüßigen Gußbadewanne und lies das Bad ein. Rosenessenz dazu und ein Stück Lavendelseife aus der Toskana. Die Seife war nun wahrlich nicht so alt wie man hätte denken können aber die Seifenfirma, stellte sie schon seit Ende es 18. Jahrhunderts her....

Das Handtuch umschlang das Gesicht des Prinzen und weichte die Bartstoppeln auf. Johann hatte ein Rasiermesser bereitgelegt, nicht irgendeines. Sondern eines aus Sheffield England, die Besten seinerzeit. Es war durch entsprechende Pflege immer noch scharf und lag ausnahmslos gut in der Hand. Der Rasierpinsel aus Silberspitzendachs schäumte die Seife in das Gesicht und kurz darauf schaffte es Johann mit Schwung und Eleganz dem Prinzen eine glatte Rasur zu verpassen ohne ihn auch nur einmal zu schneiden....

Mit prüfendem Blick schaute dieser in den Spiegel, nickte wohlwollend und erhob sich in Richtung Badewanne. Johann verlies nach kurzem Aufräumen den Raum und der Prinz glitt in das duftende Wasser und sang eine italienische Arie über Liebe, Mond und jungen Enten....

Johann eilte in das Ankleidezimmer. Ein runder Raum, der zur Hälfte verspiegelt war und dessen restliches Rund aus Türen bestand, welche sich im Rokkoko Stil vor die dahinter befindlichen begehbaren Wandschränke schmiegten. Dazwischen ragten kleine Messingleuchter aus den Wänden hervor die schon mit dem modernen Gaslicht ausgestattet den Raum ausleuchteten. Das ursprüngliche Oberlicht des Raumes war zwar noch vorhanden und komplettierte den Rokkokostil völlig, jedoch war darüber eine steinerne Kuppel errichtet worden die mit einer goldenen Sonne ausgemalt wurde.

Durch einen der seitlich gelegenen Spiegel betrat der Prinz den Raum, stellt sich direkt unter die Sonne und lies sich nun diverse Kleidungsstücke zeigen, die Johann nach keinem ersichtlichen, jedoch durchaus vorhandenen Muster vorlegte. Er entschied sich zuforderst für die Hausjacke und für den späteren Abend dann für eine dunklen Gehrock und einem Chesterfieldmantel. Ein kleiner Pappdeckel am Kleiderbügel verriet Johann 3 Nummern: 112, 75, 66. Während Herr von der Wettern sich zuknöpfte, weil dies tat er immer noch selbst, ging Johann an einen der Spiegel kippte ihn zur Seite weg und öffnete somit den Schmuckschrank. Die 112 war ein silberner Onyx Ring, die 75 eine Plastronnadel in Silber mit einer Jugenstilrose als Kopf und die 66 die silberne Taschenuhr, ein schweizer Fabrikat von 1906. Voll funktionstüchtig, wie er nach dem aufziehen und einstellen feststellen durfte.

Die Schmuckstücke wurden angelegt, und für jedes entnommene Teil ein kleines Schild hinterlegt, mit dem Datum und Signum, Ordnung muss sein. 

Ein weiterer Schrank eröffnete den Blick auf unzählige Paare an Schuhen und Johann griff zielsicher....daneben. Das Paar was eigentlich hier stehen sollte fehlte. Natürlich es war wieder einmal der hohen Schrittgeschwindigkeit seines Trägers zum Opfer gefallen. Es wurde auf ein sichtgleiches Paar zurückgegriffen....

Nun völlig bekleidet verlässt Franz Frederik, durch einen anderen Spiegel das Ankleidezimmer und begibt sich in sein Arbeitszimmer um die Post der Nacht zu sichten....

Coventina

@Excellenz: Ich hab ein paar Kommafehler gefunden, die teilweise auch das lesen erschweren. Ansonsten unterhaltsam, hohe Qualität für einen Forumsbeitrag. Ob es auch Personen mögen, die den betreffenden Charakter nicht kennen, kann ich allerdings nicht beurteilen. Ich habe durchaus das Gefühl, daß das hier ein wichtiger Faktor ist, bin aber, wie erwähnt, in meinem Blickwinkel etwas eingeschränkt.

@Violet: Was meinst Du mit Gothic-Szenen-Phänomen? Etwa die ganz normale deutsche Schriftsprache?
Natürlich kann man Umgangssprache als Stilmittel einsetzen, um z.B. einen bestimmten Charakter zu kennzeichnen. Wenn der ganze Text so geschrieben ist, ist das allerdings eher sinnlos, weil es einfach nicht mehr auffällt.
Katharina nutzt durchaus Umgangssprache bei der Darstellung ihres Charakters, aber nicht ausschließlich. Und es handelt sich um Forumsbeiträge, die zu einer bestimmten Spielsituation geschrieben wurden. Das hatte nie den Anspruch, ein Roman zu werden. Dann wäre es anders zu beurteilen und man müßte auch zwangsläufig das davor und danach stärker betrachten.

Excellenz

Danke, danke. Ja es ist durchaus von Vorteil den Chara zu kennen. Die Kommata ergeben sich oder auch nicht...*smile*