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Ritter und Zauberei

Begonnen von Captain, Dezember 24, 2011, 19:15:34 NACHMITTAGS

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Captain

Vor einiger Zeit wurde ich in einer Gesprächsrunde (hehe Stammtisch) mit der Meinung konfrontiert, daß ein ordentlicher Ritter doch auch von Magie Ahnung haben müsste. Als erster Impuls lehnte ich diese Meinung ab, entsprechend meiner eigenen Haltung gegenüber zaubernden Rittern.

Dennoch lies mich das Thema nicht los. Ich dachte (einmal mehr) darüber nach, was zum Rittertum gehört und was nicht. Und ich dachte darüber nach, was an solchen Anforderungen vielleicht sinnhaftes dran sein könnte.

Zuersteinmal mag es gut und gerne sein, daß in manchen Larpländern die Bezeichnung Ritter als ein Titel gehandhabt wird. Also eine formale Ehrung, der Rechte, Ansehen und vielleicht auch Pflichten angehören, aber eben nicht zwingend die Pflicht zur Heerfolge gerüstet und beritten. Vergleichbar mit dem, was heutzutage in Großbrittanien Gang und Gäbe ist. Dort mag durchaus auch ein gestandener Erzmagier solche Ehrungen erhalten. Davon mag ich das Ritterbild als Rolle aber abgrenzen.

Wenn ich "Ritter" höre, verbinde ich damit ganz bestimmte Eindrücke, die keineswegs sehr straff sind (zum einen hat sich die Ritterschaft über 1000 Jahre Mittelalter z.T. stark verändert, zum anderen gibt dann noch legendäre Ritterbilder wie die Arthus Legende oder romantisierte Ritterbilder aus nachmittelalterlicher Retrospektive). Aber dennoch bildet der Terminus Ritter eine deutliche Leitlinie, ein Klischee. Und selbst im Fantasy Äquivalent ist das Dasein eines Ritters bestimmt vom Kampf für den Herrn auf der einen und Fürsorge für seine Obliegenschaften und Familie bis hin zur hohen Minne auf der anderen Seite. Platz für Zauberei bietet das Klischee eigentlich nicht. Und just davon ging meine Ablehnung in jenem Gespräch auch aus.

Allerdings ist in Fantasy Welten Magie oftmals alles andere als selten. Insbesondere weil High-Fantasy von vielen Larpern auch mit High-Magic assoziiert wird. Und da kann man als Ritter natürlich nicht einfach ignorieren, was allgegenwärtig ist. Schließlich kann Magie Dinge bewirken gegen die Rüstung oft nichts bewirken kann (Warum eigentlich? Warum sollte Rüstung nicht auch Magie umleiten wie ein Faradayscher Käfig, wenn kaltes Eisen magiebehindernd wirkt? Also etwas was man zwar gezielt angreifen und durchlöchern kann aber eben erstmal knacken muß um an das dahinterliegende zu kommen - gerade so wie profane Waffen eben auch.). Um nicht entscheidenden Moment (z.B. mitten auf dem Schlachtfeld) zum Spielball zu werden, braucht ein Ritter also zwei Dinge: Kenntniss dessen was Magie kann, um das Bedrohungspotential abschätzen und in Relation zu anderen Bedrohungen setzen zu können und die Fähigkeit störende Magieeffekte abwehren zu können. Die dritte Möglichkeit, nämlich Magie im offensiven Einsatz sortiere ich in die gleiche Ecke ein, wie Beschuss durch Bügen und Kriegsgerät ect: nämlich etwas, daß eines Ritters unwürdig und damit das Betätigungsfeld anderer ist.

Eben dieses Betätigungsfeld der anderen erscheint mir aber auch ein Ansatz für die ersten beiden Ansatzpunkte zu sein. Obwohl in einer magischen Welt auch magisch wirksame Schutzamulette käuflich zu bekommen sein dürften, kann man auch gut auf andere Leute bauen. Man stellt sich nen Hofmagier an oder unternimmt irgend etwas anderweitiges, um jemand in seine Dienste zu bekommen, der einen beraten kann, wo die magischen Möglichkeiten und deren Grenzen von Wiedersachern liegen. Und dieser kann uns auch Schutz vor magischem Wirken (Antimagie) bieten. Auf diese Weise kann man das ureigenste Prinzip des Rollenspiels, nämlich das rollengerechte Zusammenwirken mehrerer Figuren (im Gegensatz zum jeder-muß auf-allen-Gebieten-fit-sein-Munchkinismus), nutzbar machen. Somit befördert man direkt das Spiel und kann sich als Ritter dennoch auf die klassische Rolle zurücklehnen.

Schlussendlich bleib ich also dabei, daß ein Ritter sich nicht mit Magie beschäftigen muß, dieses sogar schädlich fürs Zusammenspiel sein kann.

Wie seht ihr das?
Spielertyp nach Robin D. Laws: Storyteller 100%, Method Actor 92%, Tactician 75%, Specialist 50%, Butt-Kicker 50%, Casual Gamer 12%, Power Gamer 0%
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Gawain

Ich denke, es kommt darauf an, was "Ahnung haben" bedeuten soll...
Ist das eher Wissen-was-ein-Feuerball-ist, Wissen-wie-ein-Feuerball-funktioniert oder Einen-Feuerball-werfen-können.

Ist es eine Welt, in der Magie allgegenwärtig ist, würde ich schon von einem Ritter den ersten Punkt verlangen, falls
er nicht gerade auf der dunklen Seite des Waldes geboren wurde. Denn in dem Fall gab es sicher am Hofe seiner Eltern/
seines Vormundes mindestens reisende Magier, die mit ihrer Gabe versucht haben, ihre Kinder satt zu bekommen.
Und da wird der junge Ritter sicher das ein oder andere gesehen und gehört haben. Ausserdem gibt es in einer solchen
Welt Geschichten, Sagen, Berichte über das Wirken von Magie... Selbst das Wissen über das Wie wäre in einer solchen Welt
eigentlich nur vorteilhaft für den Ritter. Denn auf dem Schlachtfeld muss er unterscheiden, ob sein Gegenüber nun ein
Messer oder Feuer werfen wird. Und in beiden Fällen sollte er schnell angemessen reagieren können. Das kann er aber nur,
wenn er grundlegendes theoretisches Wissen hat. Ehe die Hilfsmagier in der 3. Reihe mitbekommen, was vor dem Schildwall
abgeht, kann es sonst zu spät sein. Hier halte ich eine Grundausbildung in Magie-Erkennen in der Jugend-/Knappenzeit
durchaus für angebracht. Das Werfen-können muss nun für einen Ritter nicht sein. Er hat eigentlich seine Tage mit Verwaltung
seiner Güter und dem Training seines Körpers zu tun. Eigentlich sollte ihm keine Zeit für magische Übungen bleiben. Allerdings
würde ich es auch nicht ausschliessen wollen. Sonderformen gibt es immer. Aber er wird weder ein gefürchteter Krieger noch
ein allmächtiger Magier sein. Es bleibt ihm zu wenig Zeit für beides. Vermutlich wird er von keiner der beiden Seiten wirklich
ernst genommen (ausser er ist der Sohn des Königs).
In einer Welt mit wenig Magiepräsenz kommt es sehr darauf an, wo der Ritter her kommt. (Haupt-)Stadt oder Provinz. Ein
Hauptstadtritter sollte wenigstens Punkt 1 erfüllen. Bei besonderer Stellung vllt auch 2. Es-können ist eher unwahrscheinlich,
denn es wird sicher nach Magietalenten gesucht in so einer Welt (um sie zu fördern oder zu verbrennen). Es wird also kaum
einen Magier geben, der zufällig auch Ritter ist. Ein Provinzritter wird zwar wissen, dass es Feuerbälle gibt, aber wahrscheinlich
noch nie einen gesehen haben. In einer solchen Welt ist es aber auch nicht so wichtig, Magie zu erkennen, denn sie wird wohl
nicht so oft zum Einsatz kommen, und der Gegner in 95% der Fälle ein Messer zücken. Die restlichen 5% müssen dann Glück
und der Hofmagus des Heerführers abdecken. Wahrscheinlich werden sich sowieso zuerst die Magier battlen (Egozentriker),
und man weiss dann, wenn man erschlagen muss, damit es keine Feuerbälle gibt.

Alles in allem finde ich es einen exorbitanten Nachteil für den Ritter, nicht zu wissen, was Magie ist, und was damit möglich
ist. Es könnte für ihn schnell die letzte Grillparty werden. Aber wie gesagt, das hängt von der Welt ab. Sich auf Spezialisten
zu verlassen ist für den Ritter nur möglich, wenn er das Geld dafür hat (oder sie gestellt bekommt), und wenn er nicht im
Gefecht ist. Für das Heilen nach der Schlacht gibt es die Heiler, die richtigen Magier sind für die richtigen Kampfspells zuständig.
Aber diese Leute haben in der Schlacht anderes zu tun, als den Herrn Ritter zu beschützen, der eigentlich ihnen die Zeit verschaffen
soll, ihre Arbeit zu machen.
M.E. kommt ein Ritter nicht ohne 2-3 Punkte auf Magietheorie aus.

Captain

Zitat von: Gawain in Dezember 25, 2011, 17:29:32 NACHMITTAGSIch denke, es kommt darauf an, was "Ahnung haben" bedeuten soll...
Ist das eher Wissen-was-ein-Feuerball-ist, Wissen-wie-ein-Feuerball-funktioniert oder Einen-Feuerball-werfen-können.
Ein sehr berechtigter Einwand. Ich definiere mal, daß "Ahnung haben" daß ist, was über ein einfaches Beobachten von Effekten hinausgeht. Daß man sieht, daß da hinter der Gegnerischen Linie jemand gestikuliert und dann ein flammendes Geschoss in Richtung der eigenen Leute fliegt ist eine simple Beobachtung. Etwas daß sich nicht von einem Bogenschützen, der anlegt unterscheidet (außer vielleicht in der Theatralik der Effekte). Ich meine durchaus etwas tiefergehendes Wissen also echte Magietheorie.

Und ja, natürlich macht es Sinn für den Charakter, sich sowas anzuschauen. Was ich behaupte, ist, daß es für den Spieler und für die Mitspieler eigentlich nicht wünschenswert ist. Ich behaupte, daß das Klischee "Ritter" lieber streng betrachtet werden sollte weil es für andere dann besser einzuschätzen und anzuspielen ist. Und das auch auf die Gefahr hin daß man so eine Schwäche hat. Eine Schwäche die man lieder mit Interaktion mit anderen Mitspielern als mit dem Erschaffen von Lotus-Effekten gegen alle möglichen Gefahren.
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Pappa Bear

Mhhhmm, muss ein Ritter Ahnung von magie haben? Eine interessante Frage.
Normalerweise muss er das nicht. Wozu auch, das ist nicht seine Ausfgabe für die er erzogen wurde. Ausserdem gibt es dafür schlieslich die Magier und die anderen Zauberwirker. Ansonsten nur soweit wie es die Hintergrundwelt bzw Land vorgibt.

Aber er kann sich im laufe seines lebens einige Grundzüge erarbeiten. Denn wenn man erfahrungen im zusammenhang mit Magie macht lernt man aus diesen. Und so kann mit der Zeit auch ein Ritter zu etwas "Magietheorie" kommen. Auch wenn sie vieleicht nur dazu ausreicht um zu erkennen ob das gegenüber nun einen Zauberspruch werfen möchte oder nur einen Schnupfen hat.

Kurz zusammengefasst: Für einen Ritter ist es ein nettes Gimick etwas Ahnung von Magie zu haben aber kein Pflichtprogramm.
Der Weg Zur erleuchtung führt immer zum Ziel. Aber Vorher macht er dich WAHNSINNIG!


Lebe lang, liebe süß, stirb FLUFFIG!!!!!!!

Captain

Ich leg mal noch eins drauf, indem ich einen Vergleich ziehe: In der Larp-Realität kann ich als Ritter auch auf Piraten mit Schwarzpulverpistolen treffen. Aus der Beobachtung kann ich, genau wie bei Magie, Effekte erkennen. Und sicher mag es auch hier nützlich sein, sich mit dem Zeug zu beschäftigen um daraus Potential und mögliche Anwendungen auf Belagerungswaffen zu erkennen. Aber dennoch ist Schwarzpulver ebenfalls ein Bruch des Klischees, und als solcher eigentlich nicht wünschenswert.
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EisKater

#5
Ich nehme mal an mit Magie sind alle übersinnlichen Effekte gemeint.

In meinen Augen kann (!) man da einen gleitenden Übergang sehen: Priester - Kampfpriester - Paladin - Ritter. Von links nach rechts nehmen in der Darstellung Rüstung zu, im Gegenzug klerikale Fähigkeiten ab. Ich denke ein Ritter muss garnichts, außer einem Lehnsherren gehorchen und Leibeigene bei sich führen. Ein Paladin ist dementsprechend ein stark gläubiger Ritter, der sich einem Codex, dem seines Gottes, verschrieben hat und ebenfalls zu diesem betet. Ob und wie groß daraus erwachsende Effekte sind orientiert sich an seiner Darstellung. Ein Kampfpriester ist, wie ein Kampfmagier, ein auf Kampfwirkungen spezialisierter Priester, der auch gern mal etwas Platte tragen kann. Zum reinen Priester brauche ich wohl nichts sagen. Kentnisse über den Umgang mit Magiewirkenden sollten für einen Ritter zur Grundausstattung gehören, immerhin muss er ja ab und an Truppen anführen.

In Karys hingegen deffinieren wir den Ritter als militärischen Rang, der nur dem Adel zugänglich ist, mit Option auf klerikale Fähigkeiten, aber zwingend orientiert an einem Codex. Ich selbst habe schon einen Paladin nach diesen Richtlinien bespielt. Dessen klerikale Fähigkeiten waren allerdings sehr gering und wurden nur zur Vorbereitung bzw. Nachbereitung eines Kampfes, nicht aber wärend des Kampfes gebraucht. Damit sollte der Maulus durch das Tragen einer Rüstung dargestellt werden und weiterhin eine Verzerrung der Spielmechanik und daraus folgende Benachteiligug normaler Kämpfer vermieden werden.

Bezüglich Silvios Vorschlag könnte man sich auch ein Konzept vorstellen, welches, angelehnt an Dragon Age Templer genannt, sich auf die Bekämpfung von Magiern spezialisiert hat. In diesem Fall wäre ein gewisses Maß an Resistenz (nicht Imunität) gegenüber Zaubern sinnvoll.
Unschuldig brennt am besten!

Captain

In meinen Augen ist ein Paladin ein Mixkonzept aus Ritter und Mönch. Also eins daß eine Doppelrolle ausfüllt, die beiden Anteilen einigermaßen genügen muß. Klar ist ein gewisser fließender Übergang Priester-Mönch-Paladin-Ritter erkennbar. Aber hier für dieses Thema bezeichne ich mit Ritter durchaus das abgegrenzte Klischeebild eines solchen. Ich glaube, daß man sich des Bildes erstmal scharf genug bewußt sein muß, um Mixkonzepte gut abbilden und verstehen zu können.
Natürlich ist ein Ritter, der einem kirchlichen Orden angehört irgendwie auch Ritter. Aber um der anderen, der religiösen Seite gerecht zu werden mögen da gewisse typisch klerikale Wundereffekte auch sehr stimmig sein. Und natürlich muß sich ein Paladin auch mit seinen Gebeten und lithurgischen Handlungen beschäftigen wie ein Magier mit seiner Magietheorie. Aber das sind das die Konzeptteile die zum Mönch im Ordensritter gehören.

Die Dragon-Age Templer sind genau das: eine Art Ordensritter. Sehr analog zu Paladinen.

Zum Thema Ritter als militärischer Rang hab ich im Eingangsbeitrag bereits geschrieben, daß ich keineswegs Titularritter mit meinen Ausführungen meine.

Ich denke, daß Larp in unserer Region in den letzten Jahren zunehmen magielastiger geworden. Ich denke, daß der Ansatz, den ich in Karys beobachtet habe, daß magische Schutzkreise auch durch profane mechanische Angriffe belastet und schließlich zerstört werden können, ein Schritt in die richtige Richtung ist. Hin zu mehr Interaktionsmöglichkeiten miteinander. Mein Vorschlag, physische Rüstung auch gegen Magie wirken zu lassen und diese eben erst nach einigen magischen Bemühungen für solche durchlässig zu machen, schlägt genau n diew gleiche Kerbe, nur daß aktive und passive Seite vertauscht sind. Eigene übernatürliche Effekte des jeweiligen Rüstungsträgers sind in der Hinsicht eine ganz andere Nummer.
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Cynric

Ich denke, wir müssen hier die Terminologie nochmal schärfen. Dazu wage ich einmal, historisch zu argumentieren.
Ein Ritter, der einem Orden angehört, ist schwerlich ein "klassischer" Ritter, sondern stets eher ein Mönch. Der Unterschied liegt in dem innersten Ziel begründet, welchem er sich verschrieben hat. Der Ordensritter hat genau wie der Mönch sein Leben Gott geweiht. Er lebt in Gemeinschaft mit anderen Ordensrittern (und nur mit ihnen), folgt einem mönchischen (bzw. klerikalen) Tagesablauf (mit Gebeten, Messen etc.) und hält sich an die Gebote seines Ordens (z.B. Ehelosigkeit, Besitzlosigkeit, Ortsgebundenheit). Seine Zuordnung in der Gesellschaft erfolgt in die Reihen der Kirche, nicht des Adels bzw. Feudalsystems. Oberster Herr eines Ordens ist nicht der Landesherr, sondern der Bischof/Erzbischof/Papst. Im Gegensatz zum Mönch versieht er aber eine andere Aufgabe. Nicht Leben für den Glauben, sondern Schutz des Glaubens ist seine Aufgabe. Er entspricht somit dem, was allgemein in Fantasywelten als Paladin bezeichnet wird (wobei hier die Begriffsgeschichte sehr interessant ist, denn der Paladin bezeichnet eben nicht einen geweihten Streiter, sondern einen rein profanen Palast- bzw. Pfalzwächter).

Ich denke auch, dass es keinen Unterschied zwischen einem (Fantasy-)Paladin und einem (Fantasy-)Kriegspriester gibt - ihre Hingabe an ihren Gott dürfte gleich sein. Wenn nun ein Paladin ein reiner geistlicher Kämpfer ist (s.o.), verschwimmen die Unterschiede.

Eine weitere Trennung möchte ich gern im Bereich Magie und Götterwirken einführen. Göttliches Wirken kann nie, wie Magie, ein "zwingen" einer Kraft in eine Form sein. Das widerspricht jedem göttlichen Konzept. Warum sollte sich ein übermächtiges, eventuell sogar transzendentes Wesen von einem begrenzten Wesen zu etwas zwingen lassen. Auch wenn das OT-Regelkonstrukt gleich ist: Götterwirken ist keine Magie.

Ein "klassischer" Ritter kann aber kein geistlicher Kämpfer sein, denn er kann weder den Regeln eines Ordens entsprechen, noch sich der weltlichen Herrschaft (Feudalsystem) entziehen. Sein Leben folgt einem bestimmten, in dem Fall aber profanen, Codex, den Rittertugenden.

So, nachdem wir nun wissen, was der klassische Ritter ist, können wir uns auch mit seinem Magieverständnis befassen. Aktive Magieanwendung schließe ich kategorisch aus, außer es handelt sich um natürlich magiebegabte Rassen. Zum einen ist eine Ritterausbildung zu aufwendig, um noch eine weitere, durchaus auch sehr aufwendige Ausbildung gleichzeitig durchzuführen (was Gawain ja schon schrieb). Zum anderen wäre aber ein Ritter, der in einem Kampf oder in einer anderen Situation sich selbst und die ihm anvertrauten (sic!) Leute in Gefahr bringt, weil er eine potentielle Gefahrenquelle nicht einschätzen konnte, ein ziemlich schlechter Ritter (Verstoß gegen die Tugenden des Dienstes - Der Ritter ist Diener seiner Schutzbefohlenen, und des Verstandes - Ein Ritter soll nicht dumm sein.). Er ist in erster Linie professioneller Kämpfer und somit sollte er mit den Dingen des Schlachtfeldes vertraut sein, Magieanwendung eingeschlossen. In einer Fantasywelt sollte somit eine grundlegende Ausbildung in Magiekunde (Zauberpraxis) zum Ausbildungskanon gehören, ebenso wie eine Anstellung für Leib- und Hofmagier, die sich dann mit magischen Phänomenen auseinanderzusetzen haben.

Ich spiele das mit Tordinian auch so. Er hat keine Ahnung von Magieanwendung (also vom "wie"), kennt und beobachtet aber ihre Auswirkungen (also das "was") und ist bestrebt, magisches Wirken einschätzen zu lernen, um das Gefahrenpotenzial für die ihm Anvertrauten zu erkennen. Er nimmt sich hier gern Vertraute dazu, die ihn beraten und sein Wissen vertiefen sollen.
,,Bernhard von Chartres sagte, wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können – freilich nicht dank eigener scharfer Sehkraft oder Körpergröße, sondern weil die Größe der Riesen uns emporhebt."
– Johannes von Salisbury

Gawain

Irgendwie habe ich das Gefühl, die Antworten passen nicht so recht zur Frage und wir schreiben aneinander vorbei.

@captain: Hab ich das richtig verstanden: du sagst, der Spieler eines Ritters sollte sich bewusst dagegen entscheiden, seinen Ritter mit Magie zu belasten, obwohl er weiss, dass der Ritter IT davon Vorteile hätte. Lieber soll er diese für ihn "fachfremden" Skills bei anderen einkaufen, und somit mit einem größeren Gefolge umherziehen?

Cynric

@ Gawain: Ich bezog mich mit meinen eingehenden Ausführungen v.a. auf Saschas Text, denn dort waren die Begrifflichkeiten sehr verwaschen. Es ist jedoch erstmal wirklich wichtig, zu klären, welchen "Ritter" wir hier meinen. Für einen Ordensritter (oder Paladin), dessen Orden sich mit Bekämpfung von Zauberei beschäftigt, gilt natürlich etwas völlig anderes als für den "klassischen" Ritter. Der Rest meines Postings ist direkt zum Thema. Ich denke also nicht, dass wir aneinander vorbeischreiben.
,,Bernhard von Chartres sagte, wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können – freilich nicht dank eigener scharfer Sehkraft oder Körpergröße, sondern weil die Größe der Riesen uns emporhebt."
– Johannes von Salisbury

Captain

Zitat von: Gawain in Januar 20, 2012, 23:15:46 NACHMITTAGS@captain: Hab ich das richtig verstanden: du sagst, der Spieler eines Ritters sollte sich bewusst dagegen entscheiden, seinen Ritter mit Magie zu belasten, obwohl er weiss, dass der Ritter IT davon Vorteile hätte. Lieber soll er diese für ihn "fachfremden" Skills bei anderen einkaufen, und somit mit einem größeren Gefolge umherziehen?
Genau, mehr miteinander statt einer-für-alles Spielweise.


@Cynric, du verwendest eine andere Argumentationsschiene, aber dein Ergebnis sieht sehr gleichartig aus. Nur in einer Sache möchte ich einen Einwand bringen:
Zitat von: Cynric in Januar 20, 2012, 21:45:43 NACHMITTAGSAktive Magieanwendung schließe ich kategorisch aus, außer es handelt sich um natürlich magiebegabte Rassen.
Die wahl, eine magiebegabte Rasse zu spielen obliegt dem Spieler, genau wie die Wahl eines bestimmten Rollenkonzepts. Ich persönlich glaube, daß die Wahl des Konzepts "Ritter" die zusätzliche Wahl "magiebegate Rasse" ausschließen sollte. Wers dennoch tut, spielt ein Mixkonzept, ähnlich wie beim Paladin. Nur daß Paladine selbst ein starkes Klischeebild haben, was mit der Rassenkonstellation selten der Fall ist.
Im Prinzip sehe ich das Problem darin, daß viel zuviele Rollenspieler viel zu schnell bereit sind Klischees aufzuweichen, statt erstmal das jeweilige Klischee zu etablieren indem man dessen Konventionen so gut es geht einhält. Die manigfaltigen Klischeebrüche im Larp verlieren akut an Wirkung, wenn es praktisch niemanden gibt, der das was gebrochen werden soll überhaupt einhält.
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Cynric

Zitat von: Captain in Januar 21, 2012, 10:00:13 VORMITTAG
Im Prinzip sehe ich das Problem darin, daß viel zuviele Rollenspieler viel zu schnell bereit sind Klischees aufzuweichen, statt erstmal das jeweilige Klischee zu etablieren indem man dessen Konventionen so gut es geht einhält. Die manigfaltigen Klischeebrüche im Larp verlieren akut an Wirkung, wenn es praktisch niemanden gibt, der das was gebrochen werden soll überhaupt einhält.

Das unterschreibe ich gern.
,,Bernhard von Chartres sagte, wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können – freilich nicht dank eigener scharfer Sehkraft oder Körpergröße, sondern weil die Größe der Riesen uns emporhebt."
– Johannes von Salisbury

Gawain

Doch, ich glaube, unsere Antworten gehen nicht so sehr auf das ein, was der Captain in seinem ersten Text schreibt.
Wir klären, wie wir uns einen Ritter im LARP in einer Magiewelt vorstellen und ob für diesen Kenntnisse von Magie vorteilhaft sind.
Der Captain redet aber von einem Ritter nach Klischee, ich gehe also davon aus, dass er einen Ritter meint, wie sich ihn kleine Jungs vorstellen: in Rüstung, immer nobel, auf einem Pferd reitend, eine Jungfrau vom Drachen befreit hinter sich, einen Knappen an seiner Seite, eine Lanze im Steigbügel mit Wimpel oben dran und mit Schild.
Ich denke auch, allen ist klar, dass es für einen Ritter nur vorteilhaft sein kann, Magie zu kennen oder sogar zu beherrschen.

Wie ich aber versuchte neu zu formulieren: ... der Spieler eines Ritters sollte sich bewusst dagegen entscheiden, seinen Ritter mit Magie zu belasten, obwohl er weiss, dass der Ritter IT davon Vorteile hätte. Lieber soll er diese für ihn "fachfremden" Skills bei anderen einkaufen, und somit mit einem größeren Gefolge umherziehen...

Würde das ein Zusammenspiel fördern oder nur den Ritter für den Job, den er machen soll (Leute im Kampf führen, Güter verwalten, den Adel/König in seinem Gebiet repräsentieren) ungeeignet machen?
Vielleicht habe ich auch einfach die Intention des Captains nicht richtig verstanden.

Captain

Zitat von: Gawain in Januar 21, 2012, 10:59:46 VORMITTAGWir klären, wie wir uns einen Ritter im LARP in einer Magiewelt vorstellen und ob für diesen Kenntnisse von Magie vorteilhaft sind.
Streng genommen, reden wir auch vom Ritter als Rolle im Larp. (ist der Larp Channel ;)) Also dem Ritter als gespielte Rolle innerhalb einer magischen Spielwelt. Insofern ist der Spieler hinter der Rolle durchaus Teil der Betrachtung.

ZitatDer Captain redet aber von einem Ritter nach Klischee, ich gehe also davon aus, dass er einen Ritter meint, wie sich ihn kleine Jungs vorstellen
DAS ist indes nur EIN Teil des Bildes, nämlich das romatisch verklärte. Wenn ich von Klischees rede, meine ich das Ideal des Stereotypen dazu. Also das typische Bild, daß zu dem Begriff gehört. Ich meine NICHT einfach nur das stupide Abklatschbild, also die rein negativ betrachtete Seite des Begriffs.

Insofern geht ihr voll und ganz auf das ein was ich schrieb.

ZitatVielleicht habe ich auch einfach die Intention des Captains nicht richtig verstanden.
Die Intension ist, das Thema zu diskutieren und das passiert gerade. Und das sogar ohne Anfeindungen und Flames. Mehr kann man kaum wünschen.
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