Menschenkette am 13. Februar

Begonnen von ElPATE, Januar 25, 2010, 14:33:59 NACHMITTAGS

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ElPATE

Hallo alle zusammen!

Auch dieses Jahr jährt sich wieder der Tag der Zerstörung Dresdens durch allierte Bomber im 2. Weltkrieg. Da dieser Tag traditionell von undemokratisch/nationalistisch/rassisistischen Gruppen misbraucht wird, um Geschichtsrevisionismus und ihre verdrehte Ideologie zu verbreiten, bin ich der Meinung dass auch wir als (mehr oder weniger) demokratischer Verein in der Pflicht sind, diesem entgegenzuwirken. Daher hier der Aufruf der Stadt Dresden zur Menschenkette an diesem Tage:

ZitatGemeinsamer Aufruf zum 13. Februar 2010
Erinnern und handeln. Für mein Dresden.

Die Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Dresden Helma Orosz hat die demokratischen Fraktionen des Stadtrates, Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur, Sport, Gewerkschaften und Kirchen, die jüdische Gemeinde, zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Bürgerinnen und Bürger zum gemeinsamen Handeln am 13. Februar 2010 eingeladen.

Die Oberbürgermeisterin ruft alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt auf, in würdiger Weise der Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, der von Deutschland ausging, zu gedenken. Grundlage dafür ist der »Rahmen des Erinnerns«, der die Grundsätze benennt, an die sich die Akteure bei ihrem Umgang mit dem Erinnern gebunden fühlen. Gleichzeitig soll ein deutliches Signal gegen den zu erwartenden rechtsextremen Aufmarsch gesetzt werden. Die Oberbürgermeisterin bittet alle Bürgerinnen und Bürger, sich in eine Menschenkette unter dem Motto »Erinnern und Handeln. Für mein Dresden« einzureihen. Die Menschenkette soll die Dresdner Innenstadt, die am 13. Februar traditionell ein Ort des Erinnerns und Mahnens ist, wie ein symbolischer Wall umschließen und damit vor dem Eindringen Rechtsextremer schützen.

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieses gemeinsamen Aufrufes unterstützen ausdrücklich alle friedlichen Aktivitäten zur Erinnerung und Mahnung sowie das Engagement gegen Rechtsextremismus.
Die Aktivitäten der Bündnispartner am 13. Februar 2010 stehen unter der Überschrift »Erinnern und Handeln. Für mein Dresden«. Sie sind eine gemeinsame Initiative der Bürgerschaft für Demokratie auf Einladung der Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden.
Dresden, 13. Februar â€" Ein Rahmen für das Erinnern

Am 13. Februar werden wir in Dresden â€" und mit uns Menschen in aller Welt â€" erneut an die Zerstörung unserer Stadt erinnern. Vor diesem Tag halten wir inne und befragen unseren Umgang mit diesem Teil unserer Geschichte. Wir tun dies in der Gewissheit, dass unser Erinnern wertvolle Erfahrungen erschließt. Wir tun dies auch, um einem möglichen Missbrauch zu begegnen. Der »Rahmen für das Erinnern« beinhaltet Grundsätze, an die wir uns gebunden fühlen, wenn wir an den 13. Februar 1945 erinnern. Er soll den Willen der Mehrheit der Dresdnerinnen und Dresdner zum Ausdruck bringen und Ausgangspunkt für eine möglichst breite Auseinandersetzung mit diesem Thema sein.
Woran wir erinnern

    * Wir erinnern an die Zerstörung des Dresdner Stadtzentrums zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 durch alliierte Luftangriffe, an den Tod mehrerer Zehntausend Menschen und das Leid der Überlebenden.
    * Wir erinnern an die Vorgeschichte dieser Ereignisse, insbesondere an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und das Verbrechen des von Deutschland ausgegangenen Krieges.
    * Wir erinnern an den Anteil, den Menschen und Einrichtungen in Dresden an Kriegsführung, nationalsozialistischer Unterdrückung und deren Verbrechen â€" etwa an den jüdischen Bürgern der Stadt â€" hatten.
    * Wir erinnern an den Umgang mit der Geschichte der Zerstörung Dresdens, die weltweit symbolische Bedeutung erhalten hat und für unterschiedliche politische Zwecke genutzt wurde.
    * Wir erinnern an Zeichen und Schritte des Friedens und der Versöhnung in den letzten 65 Jahren.

Warum wir erinnern

    * Wir erinnern, weil die Betroffenen das Recht haben, ihrer Erinnerung und Trauer Raum zu geben.
    * Wir erinnern, weil die Generationen der Zeitzeugen wertvolle Erfahrungen weitergeben können, so ihre Friedenssehnsucht, die Hoffnung und die Lebenskraft des Wiederaufbaus.
    * Wir erinnern, weil wir aus dem historischen Geschehen die Verpflichtung zum Einsatz für Frieden, gegen Gewalt und Krieg ableiten.
    * Wir erinnern, weil die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte in Nationalsozialismus und Krieg uns die eigene Verantwortung für die Gestaltung einer menschenwürdigen, demokratischen und friedlichen Gesellschaft zeigt.

Was wir ablehnen

    * Wir wehren uns gegen den Missbrauch der Erinnerung zur Verharmlosung von Verbrechen der nationalsozialistischen deutschen Gesellschaft zwischen 1933 und 1945.
    * Wir wehren uns gegen den Missbrauch der Opfer der Zerstörung Dresdens zum Aufrechnen von Schuld.
    * Wir wehren uns gegen jede Form von Werbung für demokratiefeindliche und menschenverachtende Ideologien, Haltungen und Aktionen, die sich der Erinnerung an die Zerstörung Dresdens bedient.
    * Wir wehren uns gegen Revanchismus, Völkerverhetzung und Gewaltpropaganda.
    * Wir wehren uns gegen jede Verhöhnung der Opfer.

Was wir wollen

    * Wir wollen, dass der 13. Februar Ausgangspunkt eines über den Tag hinausweisenden Lernens und Engagements für Frieden und Menschlichkeit wird.
    * Wir wollen kritisch und selbstkritisch an die jahrzehntelange Erinnerungs- und Gedenktradition anknüpfen.
    * Wir wollen die friedliche Gemeinschaft mit den Völkern der ehemaligen Kriegsgegner bewahren und weitere Annäherung fördern.
    * Wir wollen uns bei aller inhaltlichen Vielfalt unseres Erinnerns an die oben genannten Grundsätze binden.


Wir laden alle ein, die sich ein weltoffenes Dresden wünschen, das sich seiner Verantwortung aus der Geschichte bewusst ist, in diesem »Rahmen für das Erinnern« aktiv zu werden!

Ich bitte aber darum, die Schwerter zuhause zu lassen ;-)

Hier der Link zum Ablauf: http://13februar.dresden.de/de/menschenkette.php

Gruß

Micha
Fuer das Lesen meiner Beitraege wird ab 2009 eine Gebuehr erhoben. Entscheidend fuer die Erhebung der Gebuehr wird dabei nicht das tatsaechliche Lesen des Beitrages sein, sondern, dass Sie die Moeglichkeit haetten, diesen Beitrag zu lesen! Fuer die Anregung zu dieser Geschaeftsidee danke an die GEZ!

Vidon

Mit oder ohne "Wappenlappen"? (Ich mag dieses Wort  :-D)

Wollen wir da als Verein hin (so viele wie halt Zeit haben)?
Mich fragte mal ein Ire im Zug: Was ist der Unterschied zwischen einer irischen Hochzeit und einem irischen Begräbnis?
Auf dem Begräbnis ist ein Besoffener weniger.

Erkenntnis: Söldner werden überall gebraucht. Denn immer dort wo ich hinkomme heißt es: Sölder...ihr habt mir grad noch gefehlt.

reaper

Ich möchte deinem Aufruf gern ein paar Worte hinzufügen. Die Menschenkette von Frau Orozs ist schön und gut gedacht, aber leider verfehlt sie in ihrer Art das Ziel von Gegendemonstrationen. Die Menschenkette wird im Bereich der Altstadt stattfinden, die Polizei wird wie schon im letzten Jahr das Trennungsgebot durchsetzen. Die Menschenkette wird also wirklich in gewisser Weise verhindern das die Nazis in die Altstadt gelangen, an anderer Stelle können sie sich jedoch frei bewegen. Mit Hilfe der Menschenkette wird (meine bescheidene Meinung) ein falsches Zeichen gesetzt, nämlich das Zeichen das man gegen etwas gegen Rechtsradikalismus tun kann indem man weit weg von den Nazis was tut? Im wesentlichen nichts. Ich erinnere mich an die schmerzhaften Worte auf der Gedenken im letzten Jahr als auf der Abschlusskundgebung behauptet wurde "Wir haben den Nazis keinen Fuß breit von Dresden gelassen", das war eine glatte Lüge, denn die Nazis sind marschiert, ganz nach Plan, ganz ohne Umwege oder Störungen, mitten durch die Innenstadt.

In meinen Augen ist eine Menschenkette oder eine Demonstration abseits der Naziroute Augenwischerei. Wenn man wirklich etwas gegen die Nazis tun will, sollte man ihre Demo an ihrem Startort festnageln, sie gar nicht erst in Marsch kommen lassen. Daher möchte ich euch hier als Alternative den Aufruf des Dresdner Bündnisses: Dresden-Nazifrei ans Herz legen, es soll hier vielmehr darum gehen die Demo der Nazis durch friedliche Sitzblockaden daran zu hindern ihren Aufmarschort am Hauptbahnhof zu verlassen.

Zitat
Am 13. Februar 2010 werden wir zusammen mit tausenden von Menschen den größten Naziaufmarsch Europas in Dresden verhindern.

Im Jahr 2009 marschierten fast 7000 Nazis durch unsere Stadt. Ihr Ziel ist es, die Verbrechen des Nazi-Regimes zu leugnen und Nazi-Deutschland zum eigentlichen Opfer des 2. Weltkrieges umzudeuten. Wir aber wissen: der verbrecherische Krieg ging von Nazi-Deutschland aus und kehrte 1945 nach Dresden zurück.

Im Jahr 2010 werden wir Dresdnerinnen und Dresdner gemeinsam mit allen antifaschistischen Kräften aus den Gewerkschaften, Parteien, Jugend- und Studierendenverbänden, der Friedens- und Umweltbewegung, der radikalen Linken, globalisierungskritischen Gruppen und gewaltfreien Aktionsgruppen aus dem gesamten Bundesgebiet den Aufmarsch der Nazis verhindern. Nie wieder werden wir den AnhängerInnen des verbrecherischen Nazi-Regimes unsere Städte überlassen!

Nie wieder Faschismus â€" nie wieder Krieg!

Im letzten Jahr haben über 10.000 Menschen gegen den Naziaufmarsch demonstriert. In diesem Jahr wollen wir einen Schritt weitergehen. Wie in Jena, Köln und Berlin bereits erfolgreich durchgesetzt, werden wir uns auch in Dresden durch Aktionen des zivilen Ungehorsam mit Massenblockaden den Nazis entgegen stellen und sie blockieren. Dieses Ziel eint uns über alle sozialen, politischen oder kulturellen Unterschiede hinweg. Wir sind bunt und wir stellen uns dem braunen Mob in den Weg. Von uns wird dabei keine Eskalation ausgehen. Dabei sind wir solidarisch mit allen, die mit uns dieses Ziel teilen und dem Naziaufmarsch in Sicht und Hörweite entgegen treten wollen.

Unterstützt uns Dresdnerinnen und Dresdner und kommt am 13. Februar 2010 in unsere Stadt â€" gemeinsam werden wir die Nazis stoppen!

Das dies kein Aufruf von gewaltbereiten Chaoten ist sollte die Liste der Unterzeichner zeigen. Freilich ist es jedem freigestellt sich in die Menschenkette einzureihen und die Demo der Nazis quasi zu tolerieren oder sich ein Herz zu fassen und bei eisigen Temperaturen Gesicht zu zeigen und sich den Nazis in den Weg zu stellen. Wenn es um Faschismus, Rassismus und Nationalismus im Sinne der Rechten geht darf man einfach nicht weg schauen.

ElPATE

@all: In Vereinsfarben geht da bitte niemand hin, wir wollen uns nicht lächerlich machen, und außerem sind wir alle eigenständig denkende Individuen (auch wenn mir das Montagstraining hin und wieder anderes zeigt ;-) ).

@reaper: In bestimmten Punkten geb ich dir absolut recht. Es ist ein absolutes Unding, dass jedes Jahr die braune Masse überhaupt marschieren darf. Inwieweit das wirklich zivilen Widerstand fordert, wie ihr ihn propagiert, kann man sicherlich kontrovers diskutieren (das zeigt ja auch die in meinen Augen absolut unwürdige Razzia der dresden-nazifrei-Büros). Aber wir sind hier kein politisches Forum, und ein staatstheoretisches schon gar nicht. Darüber kann man wunderbar bei einem Bier streiten. :-)

Es möge sich jeder die Veranstaltung aussuchen, auf der er Gesicht gegen die Rechten zeigt, egal wie.
Aber lasst euch von keiner Seite instrumentalisieren (auch die Linke tendiert leider dazu), und bleibt gewaltfrei.
Fuer das Lesen meiner Beitraege wird ab 2009 eine Gebuehr erhoben. Entscheidend fuer die Erhebung der Gebuehr wird dabei nicht das tatsaechliche Lesen des Beitrages sein, sondern, dass Sie die Moeglichkeit haetten, diesen Beitrag zu lesen! Fuer die Anregung zu dieser Geschaeftsidee danke an die GEZ!

reaper

@ElPATE: Ack! Es soll jeder selbst entscheiden wie viel und welche Form von Widerstand er gegen die Nazis leisten will. Primär soll mein Beitrag auch dazu dienen die Menschenkette hier nicht als alleinige Möglichkeit stehen zu lassen.