[Rezension] Drei Millionen Dukaten

Begonnen von Darnok, März 12, 2005, 22:11:15 NACHMITTAGS

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Darnok

Achtung, diese Rezension enthält viele Spoiler. Wer das Abenteuer noch als Spieler erleben will sollte nicht weiterlesen.





3 Millionen Dukaten sind eine ganze Menge Geld. Eine Zahl unter der sich in Aventurien wohl kaum jemand etwas vorstellen kann und die die meisten Menschen nur mit „sehr viel“ übersetzen würden. Einer der weiß was so viel Geld bedeutet ist der Besitzer desselben, Stover Stoerrebrandt, bekannt als der reichste Mann Aventuriens. Auch wenn diese Summe nur den geschätzten Wert seines Besitzes angibt und nicht sein Bargeld ist sein Name in Aventurien ein Synonym für Reichtum.

„Geh doch zu Stoerrebrandt“, sagt man zu einem Schnorrer. Die Helden hingegen werden von ihm gezielt angeworben. Es ist nicht das erste mal in der Geschichte von DSA, dass sich der Handelsherr der Hilfe von Abenteueren bedient, doch wohl noch nie war die Aufgabe so gigantisch.
Es geht um nicht weniger als den Umzug des Handelshauses von Festum nach Gareth. Das umfasst nicht nur die Famile und den Hausrat, sondern den Transport ganzer Kanzleien und Werkstätten und der dazugehörigen Angestellten samt Familien. Ein Wagenzug wie ihn Aventurien noch nie gesehen hat.

Zunächst müssen die Helden ihre Eignung beweisen. Ohne ihr Wissen werden sie einer Reihe von Test unterzogen, die natürlich alle irgendwie mit Geld zu tun haben. Nur um anschließend zu Stoerrebrandt vorgeladen zu werden und eröffnet zu bekommen, dass sie ihm auf der Reise als Leibwächter begleiten sollen. Soweit ist das alles noch nichts Ungewöhnliches. Doch der alte Stoerrebrandt will noch mehr: Die Helden sollen seinen Tod inszenieren!
So will er im Stillen seine Kinder beobachten um schließlich seinen Erben zu bestimmen.

Doch zunächst muss man ersteinmal aufbrechen und so setzt sich der Treck langsam von Festum aus in Bewegung. Die Reise mit dem gigantischen Treck ist natürlich ein sehr lineares Abenteuer das wie üblich mit entsprechenden abenteuerlichen Reisebegegnungen versehen ist. Das reicht von einem verwunschenem Wegweiser bis zu Raubritterüberfällen. Es gibt zahlreiche Begegnungen, die dafür nur kurz im Heft angerissen werden. Dieser Abschnitt des Abenteuers wird vor allem „Problemlösern“ unter den Spielern Spaß machen.

Schließlich muss aber der Tod des alten Stoerrebrandt inszeniert werden, was selbstverständlich nicht so einfach geht wie geplant. Eine Goblinsippe die einen Scheinüberfall starten soll muss erst aus orkischer Knechtschaft befreit werden. Dies ist wohl der einzigste Abenteuerabschnitt (neben dem Raubritterüberfall) wo die Kämpfer und taktischen Planer voll auf ihre Kosten kommen.

Danach geht es schon wieder eilig nach Gareth wo die Helden sich an dem Wettbewerb unter Stoerrebrandts Kindern um das Erbe beteiligen sollen. Es versteht sich das die dabei zu bewältigenden Aufgaben vor allem phexische Tugenden und Kreativität verlangen. Genauso wie die Tatsache, dass es auch eine ganze Menge unvorhergesehener Zwischenfälle gibt.

Wenig überraschend wenn dieses Abenteuer also vor allem für dem Phex nahestehende Helden geeignet ist, bietet sich doch gerade für Händler aller Coleur (vom Wirt bis zum Fernhändler) die Gelegenheit dem Größten ihrer Zunft zu begegnen.
Obwohl diese schon eine ganze Weile als Helden durch die Lande ziehen müssen denn das Abenteuer ist für erfahrene Helden gedacht. Allerdings handelt es sich um ein von der Komplexität her mäßiges Abenteuer. Die Ausarbeitung ist umfassend und dem Meister werden alle wichtigen Informationen an die Hand gegeben. Man kommt zudem völlig ohne Magie aus, was auf nicht sehr viele Abenteuer zutrifft.

So könnte man dieses Abenteuer als ein Abenteuer für erfahrene Helden, aber nicht unbedingt erfahrene Spieler bezeichnen. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch für alte Hasen geeigner wäre.
Wer noch einmal eine mehr oder weniger ruhige Reise vor dem Jahr des Feuers spielen will ist auf jeden Fall richtig und wer sich für das aventurische Geld- und Handelswesen interessiert sowieso.
Dem trägt auch ein kurzer Anhang Rechnung der sich mit dem aventurischen Münzwesen befasst.

Anton Weste zeigt hier das erauch auf 50 Seiten ein gutes Abenteuer schreiben kann das völlig bodenständig ist und ohne jeglichen Bombast auskommt, eine Tatsache die ihm manche nach Schlacht in den Wolken abgesprochen haben.
Alles in allem kann man diesen Band all den Gruppen empfehlen, die auch mit höherstufigen Helden gerne auf dem Boden der Tatsachen spielen.
"Ich glaubte es wäre ein Abenteuer, aber in Wirklichkeit war es das Leben." - Joseph Conrad